Martin Kohschulte
Software Specification Engineer
„Mich reizt besonders, dass ich daran mitarbeiten kann, dass in Europa ein modernes und einheitliches europäisches Zugbeeinflussungssystem etabliert wird.“

MEIN WEG ZU THALES

Zwar hatte ich als Kind eine Modelleisenbahn, aber die Faszination für die Bahn kam erst im Studium des Verkehrsingenieurswesens in Dresden. Einer meiner Professoren weckte das Interesse an Eisenbahnsicherungstechnik und ich merkte: Das macht mir Spaß.

 

Mein Berufspraktikum wollte ich mit der anstehenden Diplomarbeit verknüpfen, und das geht bei einem größeren Unternehmen einfacher. Zwei Bewerbungen schrieb ich, aber das Thema bei Thales fand ich viel spannender: Es ging darum zu überprüfen, wie das Unternehmen einen neuen offenen Standard für Funkstreckenzentralen auch in der eigenen Software nutzen kann.

 

Bei einem dreimonatigen Einarbeitungspraktikum lernte ich Thales kennen, anschließend schrieb ich ein halbes Jahr lang meine Diplomarbeit im Betrieb. Die Arbeitsatmosphäre und Kollegialität gefielen mir so gut, dass ich dachte: Hier willst du arbeiten. Damals war aber leider keine passende Stelle verfügbar und ich ging erst einmal zu einer kleinen Firma. Drei Jahre später erinnerten sich meine ehemaligen Kollegen an mich und machten mich auf eine Stellenausschreibung aufmerksam. Diese Chance habe ich genutzt.

ANFORDERUNGEN DES KUNDEN FÜR DIE ENTWICKLUNG SCHREIBEN

Ich arbeite immer noch im Bereich Transportation Systems, in dem ich meine Diplomarbeit geschrieben hatte. Allerdings war ich damals in der Softwareentwicklung tätig. Ich bin aber kein Informatiker wie die Kolleginnen und Kollegen dort, sondern Verkehrsingenieur. Deshalb passt meine Aufgabe im Bereich Spezifikation besser zu meinen Fähigkeiten. Meine Tätigkeit setzt vor den Programmierern an. Wir bekommen die Anforderungen des Kunden und überlegen uns, wie diese in unser System passen. Dann setzen wir in technischem Englisch die Parameter für die Entwicklung auf.

 

Es geht immer um Anwendungsfälle und darin halten wir zum Beispiel fest, was die Eingangsparameter sind, wann der Fall starten soll, wir beschreiben einen Regelfall und eine oder mehrere Alternativen sowie mögliche Fehler. Das alles muss so dargestellt sein, dass die Entwicklung es in das bestehende System integrieren und programmieren kann.

 

Wir entwickeln hier eine Software für das Radio Block Center (RBC), zu Deutsch Funkstreckenzentrale. Es handelt sich dabei um die Kernkomponente des European Train Control System (ETCS) Level 2. Mit diesem System werden den Zügen über Funk Fahrberechtigungen übermittelt. Die Streckenzentrale verwaltet die Infrastruktur für einen bestimmten Bereich – also die Gleise, Weichen und Signale – für alle Züge, die hinein- und herausfahren wollen. Das System regelt außerdem, wie weit oder wie schnell diese unterwegs sein dürfen. Wir führen die Züge also sicher durch diesen bestimmten Bereich hindurch. Mit ETCS gibt es dann meist keine Signale mehr auf der Strecke, sondern die Fahrzeugführer sehen die Informationen auf ihrem Display im Zug.

ZWISCHEN STANDARD UND KUNDENWÜNSCHEN

Es gibt einerseits einen einheitlichen europäischen Standard, an den man sich halten muss. Aber in den einzelnen Ländern haben die Kunden andererseits eigene, nationale Anforderungen an das Radio Block System. Das ist unser Alltag: Wir arbeiten die besonderen Wünsche und Standards jedes Kunden in seinem Land ein und zugleich richten wir uns nach dem europäischen Standard.

 

Mich reizt besonders, dass ich daran mitarbeiten kann, dass in Europa ein modernes und einheitliches europäisches Zugbeeinflussungssystem etabliert wird.

Das spannendste Projekt, an dem wir immer noch arbeiten, betrifft Dänemark. Dort wird innerhalb von 18 Jahren die gesamte Eisenbahn-Infrastruktur umgestellt auf den europäischen Standard. Irgendwann fahren dann alle Züge in Dänemark nur noch mit unserem System. Das ist ein gewaltiges Projekt, diesen Schritt hat in Europa bisher kein anderes Land gewagt. In unserem Team entwickeln wir einzelne Teilstücke, die der Kunde prüft und testet. Es kommen Wünsche und Anforderungen dazu, wir bekommen ein Feedback und reagieren darauf. Wir erarbeiten also nicht ein System im Ganzen und überreichen es dann dem Kunden, sondern das geht Schritt für Schritt über mehrere Jahre.

BERUFSPERSPEKTIVE: DER SYSTEMARCHITEKT

Eine spannende Aufgabe, die ich in Zukunft gerne übernehmen möchte, ist die des Systemarchitekten. Dafür brauche ich aber noch ein paar Jahre Berufserfahrung, denn in dieser Funktion benötigt man einen sehr guten Gesamtüberblick über das System. Die Systemarchitekten sind bei Thales diejenigen, die mögliche Lösungen direkt mit den Kunden verhandeln. Wir in der Spezifikation arbeiten ihnen im Hintergrund zu, damit sie Vorschläge präsentieren können. Umgekehrt geben uns die Architekten dann die Kundenwünsche weiter.

ENGLISCH LERNEN WÄHREND DER ARBEITSZEIT

Ich finde es toll, dass man bei Thales so gefördert wird und viele Schulungen bekommt. In kleineren Firmen ist das so nicht möglich. Ein Beispiel: Ich fand mein Englisch nicht gut genug, um sicher mit Kolleginnen und Kollegen in anderen Ländern zu telefonieren. In Diskussionen stieß ich schnell an meine Grenzen, weil ich sonst zwar Dokumente in technischem Englisch schreibe, aber selten spreche. Ein Jahr lang kam dann einmal pro Woche eine Englischlehrerin in unser Büro und trainierte fünf Teammitglieder während der Arbeitszeit.

 

Dass ich am Anfang meiner Tätigkeit bei Thales nach Paris zur Welcome Convention fliegen durfte war eine gute Erfahrung. Alle neuen Kolleginnen und Kollegen waren eingeladen und lernten den Konzern kennen.

 

Als Vater zweier Kinder weiß ich zu schätzen, dass Thales so familienfreundlich ist. Als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter bekommt bei der Geburt eines Kindes eine Geburtsprämie. Und wenn ein Kind mal ein, zwei Tage krank ist und man zu Hause bleiben muss, geht das unbürokratisch. Während dieser Kulanztage zahlt Thales das Gehalt weiter.

DIE VIELFALT BEI THALES

Thales ist so vielfältig aufgestellt. Wir arbeiten etwa in Berlin im Transportation-Bereich an der Software, in Arnstadt dagegen geht es um Industrialisierung und Fertigung, etwa die Montage und Prüfung von kompletten Systemen wie dem Elektronischen Stellwerk (ESTW), der Zugbeeinflussung (ETCS) und Komponenten für Außenanlagen wie elektronische Zählpunkte oder Weichenantriebe. Aber auch in der Sparte Satellitentechnik oder im Sicherheitsbereich ist Thales aktiv. Das ist das Spannende: Egal, welche Profession man hat, man findet eine Nische im Unternehmen, die einem einen interessanten Job bietet.
Eine neue Kollegin oder ein neuer Kollege muss teamfähig sein – und dazu bereit, sich in das komplexe Thema einzuarbeiten. Das erste viertel Jahr habe ich dem Unternehmen produktiv nicht viel gebracht, ich durfte mich nur einarbeiten. Das finde ich vorteilhaft, denn in einer kleinen Firma wird man schnell ins kalte Wasser geworfen. Bei Thales hatte ich Zeit um anzukommen und konnte mir das nötige Know-how aneignen.

 

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