Women in Engineering - Gestaltet euren Weg

"Vergiss Prinzessin - Ich werde Raketenwissenschaftlerin! Begrenze deine Fähigkeiten nicht durch Stereotype, sondern nutze deine Talente und Stärken.

Als Hardware Architektin war ich nun schon einige Male auf Kontaktmessen, um jungen Studentinnen und Studenten von meinem Berufsalltag als Ingenieurin zu erzählen. Dabei kann ich meist mit meiner Begeisterung für meinen Beruf und meine Abteilung überzeugen.

Oft werde ich dabei gefragt, wie ich darauf kam Luft- und Raumfahrttechnik zu studieren. Dabei gehörten Mathe und Physik schon immer zu meinen Lieblingsfächern und ich bin schon immer ein „gegen den Strom Schwimmer“ oder mache das, was man eventuell von einer nicht Frau erwartet. Das habe ich bis heute nie als Nachteil empfunden, sondern im Gegenteil als Ansporn genutzt, den Vorurteilen zum Trotz alle vom Gegenteil zu überzeugen und über mich hinaus zu wachsen.

Ich habe dabei bisher kaum negative Erfahrungen gemacht und möchte noch mehr Frauen dazu ermutigen, sich nicht abschrecken zu lassen und die technischen Berufe auszuüben."

"Wenn ich an den typischen deutschen Ingenieur denke, sehe ich das Bild eines älteren Mannes mit Brille und einem Lineal vor mir. Dass das nicht allzu realitätsnah ist, habe ich mir zwar schon oft gedacht, doch erst meine Arbeitserfahrungen bei Thales haben mich wirklich eines Besseren belehrt.

Bereits in meiner ersten Praxisphase in der Firma hatte ich gesehen, dass Frauen viel erreichen können. Ich hatte eine Chefin, eine erfolgreiche Frau mit Doktortitel und Director-Position. Diese Praxisphase dauerte zwar nur etwa drei Monate, doch habe ich in der Zeit viel von ihr lernen können: Familie und Beruf können sich in der heutigen Zeit vereinbaren lassen, Intelligenz und Charme ebenso, und eine Karrierefrau sein ist ein realisierbarer Traum.

In der 12. Klasse hatte ich mich für das Studium des Wirtschaftsingenieurswesens entschieden, damals noch weil es mir als der flexibelste Ingenieursstudiengang mit dem unvorhersehbarsten Ende aussah – ich mir also Entscheidungsfreiheit vorbehielt.

Jetzt entscheide ich mich für eine Karriere im Wirtschaftsingenieurswesen, weil ich zwei Welten zusammenbringen und verstehen kann, Wirtschaft und Technik. Hierbei kann ich das tun, was mir Spaß macht – Kommunikation, Koordination und Kontrolle, die neuen 3 K der Frau. Und das in einem Arbeitsumfeld, welches mir stets neue Herausforderungen gibt."

"Ich bin Sofia, 27 und seit 2018 Junior Systems Engineering Manager im Bereich Main Line Signalling bei Thales Deutschland. Oder einfacher: technische Projektleiterin in der Entwicklung von Eisenbahntechnik. Hier gelandet bin ich nach drei Jahren dualem Studium „Wirtschaftsingenieurwesen Elektrotechnik“. Zu Schulzeiten hätte ich niemals gedacht, dass mein Platz so nah an der Technik sein könnte. Ich war zwar ganz gut in Mathe aber habe auch mit Hingabe Gedichte interpretiert, Fremdsprachen gelernt und nach meiner künstlerischen Ader gesucht.
Das klingt vielleicht nicht wie der typische Ausgangspunkt für einen Ingenieursstudiengang aber das duale Studium hat mir mit jeder Praxisphase eine Chance gegeben, eine neue Facette von mir auszuprobieren – und nach Baustellenhelm, Fertigung  und Qualitätsmanagement habe ich meinen Platz bei den Entwicklungsprojekten gefunden. Solche Projekte können schwierig, stressig und manchmal entmutigend sein, keine Frage. Aber daran mitzuwirken, dass Mobilität morgen moderner, zuverlässiger, sicherer, ökologischer und effizienter ist als heute, erscheint mir die Mühe wert.

Für mich ist „Women in Engineering“ eine Selbstverständlichkeit und gelebte Realität. Ich bin der festen Überzeugung, dass jede/r, egal ob Frau oder nicht, die für sich beste Version von sich finden muss, ohne sich mit Vorurteilen zu belasten – auch nicht den eigenen. Und Engineering steht heute mehr denn je für internationale, interdisziplinäre Teams, schnelle Veränderungen, und nahezu unendliche Möglichkeiten.  Wer könnte da falsch sein? Vielleicht ist dein Lieblings-Ich ja auch nur einen beherzten Selbstversuch entfernt."

Bis bald,

Sofia

"Obwohl ich bereits in der 10. Klasse Physik abgewählt hatte und das Fach „Wirtschaft“ an meiner Schule nicht unterrichtet wurde, entschied ich mich für das Studium Wirtschaftsingenieurswesen mit Vertiefung Elektrotechnik.

Klingt widersprüchlich?

Das war es auch. Doch damals war es schwer abzuschätzen, wohin mein beruflicher Weg mich führen wird. Ich wusste, dass Mathe zu meinen Stärken zählte, jedoch auch wirtschaftliche Fächer hatten mein Interesse geweckt und so entstand der Wunsch Wirtschaftsingenieurin bzw. Projektmanagerin zu werden. 

Bereits am ersten Studientag wurde mir bewusst, dass mein gewählter Studiengang eine Herausforderung sein wird und auch teilweise Einschränkungen bezüglich der Freizeitgestaltung mit sich bringen wird. Mit etwas Fleiß und der Unterstützung von Kommilitonen, konnte mein technisches und wirtschaftliches Interesse, in anwendungsspezifisches Wissen umgewandelt werden.

Die investierte Zeit zahlte sich aus. Durch das Motto „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, konnte ich meinen Wunsch Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren realisieren.

Technische Studiengänge sollten nicht abschrecken, sondern als Herausforderung gesehen an der man persönlich, sowie fachlich wachsen kann."

"

Im Sommer vor dem Studienbeginn hatte ich noch keine Ahnung, was ich studieren sollte. Ich wusste nur, dass ich gute Fähigkeiten bei technischen Zusammenhängen habe und somit war klar, ich will ein technisches Studium machen – nur welches? Meine Entscheidung fiel auf Elektrotechnik und gleich am ersten Tag waren alle meine Zweifel verschwunden. Mir war schnell klar, hier bin ich richtig.
Die Studentenzeit ist mir in guter Erinnerung geblieben. Besonders inspiriert hat mich, dass viele der besten Professoren Frauen waren. Leider habe ich später festgestellt, dass das in der Berufswelt noch anders gesehen wird. Es werden auch heute noch viele Witze über Frauen gemacht, auch wenn das schon längst überholt ist.
Die Zahl der Frauen im Ingenieurbereich wird immer grösser und jeden Tag zeigen wir, dass Frauen genauso gut wie Männer arbeiten können. Es zeigt sich immer wieder, dass die besten Lösungen in Teams gefunden werden, die gemischt sind aus Männern und Frauen und Menschen aus allen Teilen der Erde – das bringt Kreativität, Innovation und Flexibilität. Wenn die Arbeit durch den Kopf gemacht wird, wie wichtig sind dann äußerliche Unterschiede?"

Ich muss zugeben, dass ich mich als Studentin noch wenig für Themen wie Geschlechtergerechtigkeit interessiert habe und die Frage wie es denn sei, "als Frau"  Luft- und Raumfahrttechnik zu studieren, mit der Zeit eher nervig fand.

Die Frage an sich implizierte ein Problem, das in meinem Studienalltag kaum eine Rolle spielte.
Zwar waren wir sehr wenige Frauen im Studiengang, doch wurde ich nicht mit Vorurteilen oder gar Benachteiligung konfrontiert - im Gegenteil, ich konnte während des Studiums an einem Förderprogramm für Frauen in technischen Berufen und an einem Mentoringprogramm teilnehmen.
 
Dass es diese Programme für Studentinnen gibt - weil noch viel zu tun ist auf dem Weg zur Chancengleichheit für Frauen und Männer - habe ich mit Eintritt in das Berufsleben schnell bemerkt.
Um die Situation zu verbessern, ist es wichtig, dass Frauen ihr Interesse an technischen Berufen verfolgen, damit es in Zukunft mehr weibliche Vorbilder gibt und Frauen sich gegenseitig fördern.
Ich denke es ist wichtig, dass wir Frauen die Möglichkeit nutzen, unseren beruflichen Interessen nachgehen zu können, denn leider war das nicht immer selbstverständlich und viele Generationen von Frauen vor uns haben diese Rechte für uns erkämpft. Um auf diesem Weg weiter voranzukommen, möchte ich Frauen ermutigen, technische Berufen zu ergreifen und ihre Talente einzubringen, denn gemeinsam können wir mehr erreichen.

Ich arbeite derzeit bei der Thales Alenia Space als Bid Managerin und es ist toll Teil eines Raumfahrtunternehmens zu sein.

Besonders schätze ich die KollegInnen in der Raumfahrtbranche, die meist aus Überzeugung und mit starker intrinsischer Motivation ihren Beruf ausüben.

Die Raumfahrt kann einen großen Beitrag zur Lösung globaler Herausforderungen leisten und es ist mein Ziel, einen kleinen Teil dazu beizutragen.

An meinem Beruf fasziniert mich außerdem, dass in der Raumfahrt überwiegend internationale Projektteams an einem gemeinsamen Ziel arbeiten und ein europäischer Gemeinschaftssinn gelebt wird.

Als wertvolle Erfahrung möchte ich noch mitgeben, dass man mit einem Ingenieurstudium eine Vielzahl an Karrierewegen einschlagen kann.

Da man sich selbst ständig weiterentwickelt und verändert, kann man auch beruflich verschiedenen Interessen nachgehen, Neues ausprobieren und auch mal die Richtung ändern. Ein Ingenieurstudium liefert dafür eine sehr gute Grundlage.